...anders
der 24jährige Berthold Paul. Er schwätzt
nicht, auch nicht im Programmheft, er meditiert,
sucht und findet nicht immer, heult auf bis
an die Grenzen des möglichen und verfällt
dann wieder in Ruhe (in Resignation?). Seine
"Contours pour Orgue" spiegeln jedenfalls
ein Ringen um einen ganz persönlichen
Ausdruck wider. Br.
Breithaupt - Nürnberger Zeitung
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Von
den drei aufgeführten Werken beeindruckten
die "Gleichnisse für Kammerorchester"
von Berthold Paul am stärksten. Der erst
25jährige B. Paul kann in der relativ
kurzen Zeit seines kompositorischen Schaffens
beträchtliche Erfolge vorweisen. Seine
"Gleichnisse " weisen ihn als Komponisten
aus, der sein Handwerk beherrscht. Das Werk
geht von einer piano-Basis aus, der Klang
des solistisch besetzten Orchesters ist aufgespalten,
aber fließend, das dreisätzige
Stück hat einen statischen, ruhevollen
Charakter. Trotz tonaler Freiheit und dissonanter
harmonischer Reibungen erzeugt es einen ätherischen
Wohlklang, vermag dabei zu fesseln bis zum
letzten Ton. Thomas
Beaujean - Aachener Volkszeitung
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Uraufgeführt
wurde auch die "November-Musik" für
Streichquartett von Berthold Paul, 1948 in Aumühle
geboren, zur Zeit in Hamburg tätig. Er erhielt
den Förderungspreis (zum Wenzel-Stamitz-Preis)
als erfolgreicher Nachwuchskomponist von eigenwilliger
Aussage. Allerdings ist seine musikalische Sprache
nicht so provokant wie seine bissigen Äußerungen
über die Neue Musik, die zeitgenössische
Musikkritik, den Materialfetischismus heutiger Komponisten
und über Anton Webern, den Paul rundweg ablehnt.
Sein eigenes Stück zeigt ein starkes Formgefühl,
das Spannungselemente zu binden vermag, und eine
reiche Klangfantasie, die selbst vor bruitistischen
Nuancen nicht zurückschreckt.
Gerth-Wolfgang
Baruch - Melos/NZ
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Der
Musik Berthold Pauls ist anzuhören, daß
sie nicht aus reinem Kalkül geboren ist. Man
kann sich ihr anvertrauen, ihrem Fluss folgen und
sich in ihr wiederfinden: Denn auch Affekt und Atmospähre
teilen sich in dieser Musik mit.
... Sein zuletzt präsentiertes "Memento
mori" für Streichquartett, in dem aus
einer kleinen Zelle von Tönen chromatische
Möglichkeiten ausgeschöpft werden, ist
ein schönes Beispiel der offenbar elegisch-melancholischen
Grundhaltung dieses Komponisten.
Enno Neuendorf
- Kieler Nachrichten
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Einer
der Höhepunkte in der fünfjährigen
Geschichte der Reinbeker "Musica Nova"-Reihe
dürfte das 15. Konzert gewesen sein, das der
NDR jetzt bestritt. Auf seiner ... Landpartie durchs
Sendegebiet machte "das neue werk" in
Reinbek Station. Statt mit Blumen bedankte sich
die NDR-Redaktion bei ihrem Gastgeber (Berthold
Paul) mit einer Uraufführung aus dessen Feder:
"Reflexionen III - Stimmen der Nacht"
für Kammerensemble. Zu nachtschlafender Zeit
empfing der Komponist um die kleine Terz kreisende
Klangideen, die er zu einer Musik ausarbeitete,
die den Hörer einlädt, sich ohne Schock
oder Anstrengung kontemplativer Wahrnehmung hinzugeben.
Lutz Lesle
- Die Welt
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Zwei
Uraufführungen standen mit auf dem Programm:
Pauls "Reflexionen III - Stimmen der Nacht
- " und ... Paul scheute nicht die gelegentliche
Rückkehr zu Dur und Moll. Wie ein roter Faden
zieht sich ein zu Beginn von der Klarinette gehauchtes
Moll-Motiv in abgewandelter Form durch das ganze
Stück. Dramatische Episoden sind in monotone,
an Meditationsmusik erinnernde Perioden einbettet.
Heinz Forgber
- Hamburger Abendblatt
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Auf
"Schönheit", hier mehr in klanglicher
Hinsicht, zielt auch der Hamburger Komponist Berthold
Paul (1948), der sich im Gespräch als "strukturverdrossen"
bezeichnete. Romantisierende Tendenzen sind in seinen
"Reflexionen II - Les Adieux - " unüberhörbar.
Rudolf Stöckl
- Neue Zeitschrift für Musik
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Ähnlich,
wenn auch nicht vergleichbar, geriet Berthold Pauls
expressives Stück "Reflexionen II - Les
Adieux -" für Flöte, Klarinette,
Violine, Bratsche, Violoncello und Klavier op. 29.
Der Bezug auf eine sehr bekannte Klaviersonate ist
nicht ironisch gemeint. Es sind Empfindungen, die
weiterwirken, in sehr gefühlsintensiven Unisonopassagen
der Streicher vertieft werden, beinahe träumerisch
dem Klang nachlauschen, den Melodiebogen in seine
Rechte setzen. Beethoven wird nicht bemüht,
ist Anknüpfungspunkt, aber nicht Lieferant
für Klangmaterial. W.
Bronnemeyer - Nürnberger Zeitung
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Auch
nach der Pause gab es gewissermaßen sommerleichte
Stücke, einzig durchgesetzt von der Uraufführung
der "Reflexionen I - Ein Meer voll Traurigkeit
-" von dem jungen Hamburger Komponisten Berthold
Paul: Hier lernte man ein erstaunliches Talent kennen,
dem es gelingt, einen Entwicklungsprozess musikalisch
sinnfällig vorzustellen, einen weiten Bogen
vom solistischen Celloeinsatz bis zum melancholischen
Verklingen der Stimmen zu spannen und im Binnenraum
der Komposition vielfältige Spannungen aufzubauen
und auch konsequent durchzuführen. Bestechend
kam das konzise Spiel und das ausgewogene, homogene
Zusammenwirken der einzelnen Kräfte. Die Interpreten
(Österreichisches Ensemble für Neue Musik)
vermochten das Liniengeflecht dicht zu verschränken,
ohne dabei den Blick auf Details zu verlieren.
Karl Harb
- Salzburger Nachrichten
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Zu
Beginn das, was wir "bittere Pille" nannten:
Berthold Pauls "Adagio" für Großes
Streichorchester. Eine bittere Pille wars freilich
nicht, sondern eher etwas zum Schmecken. Um die
Achse eines gleichbleibenden Zentraltons gruppieren
sich Sekund- und Terzintervalle; eine stark zurückgeschnittene
Bewerbung gibt Raum für Klangbäder, teils
spröde, teils von herber Suavitas. Ein meditatives
Stück mit nach innen gewendeter, durch Einsatzverzögerungen
bewirkter Lebendigkeit. Avantgarde? Ach, diese inquisitorischen
Begriffe! Dafür eine Klangstudie, die sich
sensorisch erfahren ließ, kein Stück
für Reihen-Detektive, dafür viele sympathische
Reminiszenzen. Komponist Paul war anwesend und wurde
mit Beifall bedankt, der über das sonst übliche
Pflichtmaß hinausging. Dank gewissermaßen
für eine Art Brückenschlag zwischen zwei
ästhetischen Welten, über deren Exklusivität
ansonsten peinlich gewacht wird. H.C.S.
- Siegener Zeitung
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Überaus
angenehme Überraschung dann: Berthold Pauls
"Reflexionen II" von 1979. Der 1948 geborene
Komponist wendet sich von jedem "Programm"
ab, spielt quasi nach-impressionistisch mit dunklen
Streicher-Klangfarben, in die er fast schüchterne
Konturen von Klarinette und Flöte einbringt.
Vorsichtig angedrückte Klaviertöne vermitteln
hafenartige Wirkungen. Langer, herzlicher Beifall
für den anwesenden Komponisten, nicht minder
aber für seine kompetenten Interpreten (ars
nova ensemble, Ltg. Werner Heider). Wolfgang
Horn - Rheinische Post
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Ein Ruhepunkt
geradezu war zwischen all dem "Lamento"
(Uraufführung) des Reinbekers Berthold Paul:
ein klar aufgebautes Stück, das mit wenigen
Mitteln in extrem verschienden Tonlagen viel sagte.
Heinz Forgber
- Hamburger Abendblatt
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Helmut Eders
"..." und, vielleicht noch prägnanter,
Berthold Pauls "Reflexionen - Ein Meer voll
Traurigkeit -" machten auch beim zweiten Hören
deutlich, dass sich ihre Substanz als tragfähig
erweist: Es ist Musik, die etwas zu sagen hat.
Karl Harb
- Salzburger Nachrichten
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Das Kontraststück
dazu stammte vom Leiter der Reinbeker "Musica
Nova-Aktuell" Berthold Paul, der in seinen
"Reflexionen II" Stille und Ruhe in Töne
umsetzt und das 15 Minuten lang ohne zu ermüden
oder zu langweilen. s.z.
- Erlanger Tageblatt
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Im Ganzen
zart und innig angelegt war eine Auftragskomposition
des "ars nova ensembles" von Berthold
Paul: "Reflexionen II". Paul selbst versteht
sein Werk als "Träger und Mittler nicht
verbal formulierbarer Bilder und Symbole".
In der Tat entstehen beim Hören pianissimo
wolkenleichte durchsichtige Gebilde, kurzes Einblenden
in impulsive Ausbrüche. Dabei bleibt im Untergrund
weich, mit sensibler Beständigkeit der zarte
Klavierpart letzlich doch gewinnend erhalten, und
man möchte meinen, daß er das Empfindliche
des Komponisten reflektiert. Ute
Leuschner - Westdeutsche Zeitung - Düsseldorfer
Feuilleton |
„Ungewöhnlich die Besetzung: Violoncello und Kontrabaß. Tiefer geht’s
nimmer….Elefant und Nachtigall sozusagen. doch diese Mischung hat es in
sich. Viele Komponisten entdecken die in ihr eingebauten reizvollen Möglichkeiten. Nicht zuletzt, weil das Philharmonische Duo Berlin mit Jörg Baumann, Cello, und Klaus Stoll, Kontrabaß, diese instrumentale Kombination mit größtem Erfolg nahezu weltweit propagiert.
Im Reutlinger Rathaus stellten sie ein Programm vor, das an Abwechslung kaum zu übertreffen war und das die vielen Möglichkeiten tonlichen, spieltechnischen
und gestalterischen Mit- und Gegeneinanders beider Instrumente mit verblüffender Universalität seitens der Interpreten vorgeführt hat.
Wobei sich die beiden Berliner auch als gewandte Conferenciers in Sachen Neue
Musik bestätigten…
…Der Hamburger Komponist Berthold Paul, dessen Pas de Deux für Cello
und Kontrabaß an diesem Abend uraufgeführt wurde, setzt auf die kantable
Natur dieser beiden Instrumente. Der Titel ist sehr genau gewählt. Er entspricht
dem Aufgreifen und Auffangen von Figuren und Bewegungen in dieser ausgeglichenen, harmonischen, auch rhythmisch atmenden Musik….“
hdw - REUTLINGER ANZEIGER 11. Mai 1984 (Kritik zur UA des Werkes „Pas de Deux“ für Vc. und Kb. von Berthold Paul - auf dem Programm waren Werke
von Alfred Schnittke, Hans Werner Henze, Dieter Salbert, Hans Vogt,
Berthold Paul, Minako Tanahashi, Frank Michael Beyer u.a.)
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Geschrieben
hat dies Adagio der Reinbeker Komponist Berthold
Paul, und zwar im Auftrag der Landesregierung, die
ihm vor zwei Jahren ihren (dem Kunstpreis assoziierten)
Förderpreis verlieh.
Das "Adagio für Orchester" beginnt
mit einer auf Horn und Klarinette verteilen Zwölfton-Melodie
(woraus man nciht auf dodekaphonische oder gar serielle
Struktur schließen darf). Je sechs Töne
ergeben ein Thema, das später von den Orchestergruppen
in jeweils verschiedener Weise durchgeführt
wird, so daß eine gewisse Nähe zur Sonatenhauptsatzform
entsteht. Die Harmonik ist frei; doch spielt der
Ton E eine zentrierende und zentrale Rolle, ebenso
ein immer wiederkehrendes Paukenmotiv. Insgesamt
wirkt das Stück sehr zurückgenommen, "sinnend".
Spannungen von der subtilen Art entstehen durch
den Wechsel von gläsern schimmernden Streicherflächen
und dumpferen rhythmisch-dynamischen Einschüben.
Weltfern klingt's und in sich eingesponnen: Musik
eines Sensiblen. Rolf
Gaska - Kieler Nachrichten
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Es war ein recht vergnüglicher Abend im Festsaal des Palais Großer
Garten, den die Dresdner Kapell- solisten unter Helmut Branny ihrem
zahlreichen Publikum boten: abwechslungsreich hinsichtlich der Tonsprachen,
blitzsauber und mit Elan musiziert.
Man begann mit einem jener zauberhaften Divertimenti von Mozart, die
vor Heiterkeit und geistvoller, musikalischer Vielfalt nur so
sprühen. [...] Man hatte seinen ungestörten musikalischen Genuß. [...]
Eine andere Zeit, eine andere musikalische Welt verkörpert die
Streicherserenade E-Dur von Dvorak und ist dennoch im Geiste verwandt.
Hingebungsvoll schwelgten die Kapellsolisten in üppiger
Klangseligkeit, in sattem Farbenreichtum.
[...] Das 1979 entstandene knappe Adagio für Streichorchester von
Berthold Paul bietet gewiss keine "erschreckenden"
Grenzerfahrungen, auch dies sollte zu äußerst reizvoller Unterhaltung,
die ein intensives Zuhören lohnte, werden.
Es sind vor allem die lang gedehnten, auf den Punkt genau
interpretierten Klangflächen, ihre Reibung mit sperrigen Gedanken,
die den Charakter des Werkes ausmachen.
Kunstvoll und raffiniert werden alle nur denkbaren Möglichkeiten des
Kanons genutzt. Feinnervig und sehr genau aufeinander hörend wurde
das Ensemble allen Anforderungen des ADAGIOS, das als Dresdner
Erstaufführung erklang, gerecht.
M. Hanns - Dresdner Neueste Nachrichten vom 06.10.2003
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"Komponist Berthold Paul"
'Wir müssen lernen, den Augenblick zu empfinden'
Stille ist nicht das Gegenteil von Musik. Für den Reinbeker Komponisten Berthold Paul (56) paßt beides hervorragend zusammen. Denn Stille bedeutet auch Konzentration und Versenkung. Diesen Zustand versucht Paul, in seinen Konzerten herzustellen: "Wir sollten lernen, den Augenblick zu empfinden, und nicht immer über Dinge nachdenken, die noch zu erledigen sind. Wir vertagen unser Leben, anstatt in der Gegenwart zu sein." Heute abend (12. Januar 05; Anm. des Seitenbetreibers) spielt der rührige Musiker in der Alten Kapelle.
Früher hat Paul über die Steigerung musikalischer Mittel versucht, das Publikum bei der Stange zu halten. Seit seiner Beschäftigung mit dem Zen-Buddhismus bevorzugt er die Konzentration auf das Wesentliche, den sparsamen Einsatz der Instrumente, die Reduktion des Klangmaterials, "Musiker sollten allen Musikstilen gegenüber aufgeschlossen sein - ohne zu werten." Deshalb erfreut es ihn besonders, wenn seine beiden Zwillingstöchter (37) sich an den Konzerten beteiligen. Die eine spielt Klavier, hat zeitweilig im Chor der Staatsoper und im NDR Chor mitgesungen, die andere spielt u.a. Gitarre.
1984 gründete Paul mit seiner Frau, der Musikverlegerin, Komponistin und Lyrikerin Ingeborg Sawade, das Ensemble Neue Horizonte. Der Kontakt liegt Paul am Herzen: "Heutzutage gibt es kein allgemeinverbindliches musikalisches System mehr. Man muß den Leuten die Musik auch verbal näher bringen. Das ist oft eine Sisyphosarbeit für den Komponisten." Pauls Konzerte werden den Stein schon ins Rollen bringen. Bergauf - versteht sich.
Sören Ingwersen - Hamburger Morgenpost vom 12. Januar 2005
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